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Herbstblues – Raus aus dem Stimmungstief und rein ins Leben – Teil 1

Datum: 10.10.2023 Autor: Prof. Dr. rer. nat. Michaela Döll

Im Herbst verschieben sich mit den kürzer werdenden Tagen und der geringer werdenden Lichtexposition unseres Organismus die hormonell gesteuerten Abläufe in unserem Körper. Viele Menschen geraten besonders während dieser Jahreszeit in eine zunehmende Antriebslosigkeit, vermehrte Müdigkeit und in Stimmungstiefs. Gezielte Maßnahmen wie z. B. längere Spaziergänge, Bewegung an der frischen Luft oder auch die Anwendung von Naturstoffen können dabei helfen nicht aus dem „Takt“ zu geraten.

Frauen leiden viermal so häufig an Herbstdepressionen – und wenden auch deutlich häufiger Psychopharmaker an

Frauen sind viermal so häufig von den Herbstdepressionen betroffen als Männer. Die Ursachen hierfür sind momentan noch nicht ganz geklärt – die Sezernierung weiblicher Hormone dürften hier aber allerdings eine Rolle spielen. Grundlegend kommen depressive Verstimmungen und Angstzustände kommen bei Frauen häufiger vor und verursachen auch im Beruf mehr Fehltage als bei Männern. Das zeigen Untersuchungen der Krankenkassen, die auch deutlich machen, dass Frauen etwa doppelt so häufig Psychopharmaka anwenden als Männer. Eine Reihe dieser chemischen „Problemlöser“ bergen ein hohes Abhängigkeitspotenzial, welches sich vor allem dann einstellt, wenn die Medikamente über längere Zeit (mehrere Wochen oder gar Monate) geschluckt werden. Besonders problematisch ist hier die Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine (z. B. Valium, Diazepam, Tavor), die Frauen häufig bei Angstzuständen, psychischen Problemen, Nervosität, Schlafstörungen und muskulären Verspannungen verordnet werden. Diese Arzneimittelwirkstoffe wandern am häufigsten über den Apotheken-Verkaufstisch. Insgesamt sind in Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen süchtig nach diesen angstlösenden und schlaffördernden Pillen – zwei Drittel davon sind Frauen. Neben der Suchtgefahr ist hier noch ein weiteres Problem gegeben: Unter der Anwendung der kommt häufig ein Gewöhnungseffekt, der dazu führt, dass diese Medikamente, um die gleiche Wirkung zu erzielen, immer höher dosiert werden müssen. Die hilfreichen Pillen können auch eine Reihe von Nebenwirkungen wie z. B. eine Verlangsamung der Atmung, Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit oder Kopfschmerzen verursachen. Die Anwendung der Antidepressiva sollte daher sorgfältig abgewogen und die Anwendungsdauer nach Möglichkeit kurz gehalten werden. Das Absetzen muss vom Therapeuten begleitet werden.

Das starke Geschlecht ist manchmal eben doch „schwach“

Gedrückte Stimmung, Wut, Aggression, übertriebener Arbeitseifer, Reizbarkeit oder Niedergeschlagenheit – depressive Verstimmungen können sich bei Männern anders zeigen als bei Frauen und oft werden sie auch nicht erkannt. Das kann nicht selten für die Betroffenen dramatisch werden denn der Suizid kommt bei Männern in solchen Situationen deutlich häufiger vor als bei Frauen. Etwa dreimal soviel Männer wie Frauen nehmen sich hierzulande das Leben. Neben Erbfaktoren. außergewöhnlichen psychischen Belastungen, traumatschen Kindheitserfahrungen und Stress kommen hier auch Stoffwechselstörungen und hormonelle Einflüsse als Ursachen für Depressionen in Frage. Dass Testosteron eine positive Wirkung auf die Psyche hat ist bekannt. Inzwischen gilt es als erwiesen, dass ein Mangel an Testosteron das Risiko für eine Depression erhöht. In einer vor wenigen Jahren durchgeführten amerikanischen Untersuchung wurde gezeigt, dass bereits ein grenzwertig verminderter Testosteronspiegel die Gefahr für diese Erkrankung erhöhen kann. In diese Studie wurden 200 Männer (Alter 20 bis 77 Jahre) mit einem Testosteronspiegel am unteren Grenzwert integriert. Mehr als die Hälfte der Männer zeigten Anzeichen einer depressiven Verstimmung. Dieser Wert der Betroffenen lag etwa zwei – bis viermal so hoch als in der normalen Bevölkerung. Die Anwendung des männlichen Hormons bei einem bestehenden Mangel ist dennoch mit Vorsicht zu genießen denn es können sich Nebenwirkungen wie z. B. Prostatabeschwerden, Brustschwellungen, Bluthochdruck, Leberschäden, Schwindel, Kopfschmerzen u. v. a. m. einstellen.

Adaptogene wirken harmonisierend bei psychischen Belastungen

Heilpflanzen mit adaptogener Wirkung können bei Antriebslosigkeit, Leistungsabfall , Stimmungstiefs und Schlafstörungen sehr hilfreich sein. Der Begriff „Adaptogen" wurde bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts vom russischen Arzt Dr. Nicolai Lazarev geprägt. Seinen Ursprung hat die Bezeichnung in der lateinischen Sprache („adaptare" = anpassen). Nach seiner Beschreibung und auch nach der Definition der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) sind unter adaptogenen Pflanzen solche zu verstehen, die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Stress und Belastungen verbessern und normalisierend auf die Körperreaktionen eingreifen. Sie wirken ausgleichend auf das Hormon- und Nervensystem ein, tragen zur Ökonomisierung der Energiereserven bei und wirken der stressbedingten Erschöpfungsphase entgegen. Damit unterstützen Adaptogene den Organismus während akuter physischer und psychischer Stressphasen. So mindern sie beispielsweise das Risiko für (vorzeitige) Müdigkeit und/oder Erschöpfung und Nachlassen der Abwehrreaktionen, fördern die Selbstheilungskräfte und verbessern die Regenerationsfähigkeit des Körpers. Adaptogene Pflanzen enthalten in der Regel ein Wirkstoffgemisch aus sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (Polyphenole, Terpene, Saponine u. a.), bei Heilpilzen sind es spezielle Glucane, die für die adaptogene Wirkung verantwortlich gemacht werden. Die EMA hat bislang vier Heilpflanzen als Adaptogene anerkannt: Echter, koreanischer Ginseng (Panax Ginseng C. A. Meyer), Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus), Rosenwurz (Rhodiola rosea) und das chinesische Spaltkörbchen (Schisandra chinensis).


In unserem zweiten Teil der Blog-Reihe stellen wir Ihnen u.a. die genannten Heilpflanzen vor:

Teil 2


Literaturangaben (Auswahl)

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